Schreinerin Marylin macht 'Lust auf Handwerk'
Liebe Marylin, wir kennen uns über unseren Partner Schreinermeister Lars Rüddel, bei dem du 2021 deine Ausbildung zur Schreinerin abgeschlossen. Was hat sich seitdem beruflich bei dir getan?
Das stimmt, ich habe meine Gesellinnenprüfung in 2021 erfolgreich abgeschlossen. Mein Gesellinnenstück, ein mobiler Werkzeugwagen mit integrierter Oberfräse, hat die Prüfer der Handwerkskammer überzeugen können. Ich bin froh, so ein praktisches Teil gefertigt zu haben. Der Werkzeugwagen ist immer noch im Einsatz und bewahrt mein komplettes Werkzeug an einem Ort auf, so dass ich jetzt nichts mehr suchen muss.
Nach meiner Ausbildung war ich eine Zeitlang als Schreinerin bei einem größeren Unternehmen angestellt und mein Arbeitsplatz war dann oft nur eine langweilige Abteilung der Werkstatt. Ich habe dort schnell gemerkt, dass mir ein kleiner Betrieb mit mehr persönlicher Ansprache und Unternehmenskultur besser gefällt. Jetzt bin ich bis zu zwei Tage in der Woche mit meinem früheren Ausbildungsmeister Lars Rüddel bei Kundinnen und Kunden und auf Baustellen unterwegs und drei Tage die Woche arbeite ich bei einem kleinen Hausmeisterbetrieb. Hier gibt es einen sehr breiten Einsatzbereich für mich, von der täglichen Instandhaltung bis zu kompletter Sanierung oder Renovierung von ganzen Wohnungen. Mir gefällt, dass ich alles, was ich während der Ausbildung gelernt habe, gut einsetzen kann. Weitere Tätigkeiten wie die Grünpflege habe ich neu dazu gelernt.
Wie sieht die Situation aus deiner Sicht für Frauen im Handwerk aus?
Wenn ich zu den Kundinnen und Kunden komme sehe ich oft noch große Augen und darin die Frage, ob ich die Arbeit auch leisten kann. Wenn sie dann aber sehen, dass ich alle Aufgaben gut erledigt habe, sind auch die Kunden zufrieden. Das Ergebnis gibt mir recht.
Die Normalität für Frauen im Handwerk nimmt zu. Das kann man, wenn man so will, sogar an der Arbeitskleidung festmachen. Mittlerweile gibt es einige auf Frauengrößen spezialisierte Arbeitskleidungshersteller, bei denen die Hosen nicht nur passen, sondern auch bequem und stylish sind. Und bei der Arbeit selbst gibt es auch immer mehr Hilfsmittel, die ausgleichen, was uns Frauen an körperlicher Kraft fehlt. Worauf es ankommt ist doch vielen Unternehmen längst klar: ein gemischtes Team aus Männern und Frauen, denn Frauen geben neue Impulse durch ihre Art zu kommunizieren und Lösungen zu finden.
Leider nehmen sich Frauen oft zu wenig Zeit, um eigene Netzwerke zu knüpfen. So geht es mir beispielsweise auch. Wir 'Frauen im Handwerk' kennen uns zwar, auch weil wir oft Profile im Social Media Bereich haben und uns gegenseitig folgen, aber im richtigen Alltag wird das noch zu wenig gelebt.
Was ist für dich das Interessante an einem Handwerksberuf, weshalb sollten sich mehr junge Leute für z. B. eine Schreinerausbildung interessieren?
Meine Ausbildung im Handwerk sehe ich nicht nur als meinen Einstieg ins Berufsleben, sondern als gute Grundlage für ein selbstständiges Leben ganz allgemein. Viele Dinge, die ich im Beruf gelernt habe, wende ich heute auch bei ganz anderen Gewerken an. Im Prinzip kann ich das Gelernte überall anwenden und auch alles selber machen. Meine Prognose ist, dass zukünftig wieder mehr Leute ins Handwerk gehen werden, weil genau hier der Mensch noch als Qualitätsfaktor zählt. Allein du und deine Erfahrung und das Werk deiner Hände zählen hier noch. Nicht umsonst heißt es doch, dass ‚Handwerk goldenen Boden hat‘ und damit die Basis ist für viele hochqualitative Dinge, die das Leben schön machen.
Meine Schreinerausbildung war für mich eine Schule fürs Leben und eine Grundlage zu entscheiden, was mir wichtig ist und wie ich leben möchte.
In einem älteren Interview mit uns hast du uns von deinen Plänen erzählt Kindern das Schreinerhandwerk näher zu bringen. Was ist daraus geworden?
Die Idee, Kindern die Möglichkeiten des Handwerks zu zeigen, verfolge ich immer noch. Es hängt noch am LKW bzw. dem Führerschein dazu. Danach will ich dann peu à peu die Idee weiterentwickeln und mit einer kleinen Werkstatt zu den Kindergärten fahren. Eine zweite Idee ist, Kinder in die Werkstatt bei Lars Rüddel einzuladen und zusammen etwas zu basteln wie z.B. ein Murmelspiel oder Vogelhaus.
Meine Schreinerausbildung ist für mich eine Schule fürs Leben und eine Grundlage zu entscheiden, was mir wichtig ist und wie ich leben möchte.
Im Juli warst du aktiv bei der ‚Makersweek‘ mit dabei, einer Aktion von Lars Rüddel für die Maker Szene, bei der ein Bauwagens zum Tiny House ausgebaut wurde. Erzähl uns bitte, wie das Wochenende aus deiner Sicht abgelaufen ist.
Auf unseren Aufruf zur Makersweek Anfang Juli sind viele Leute aus ganz Deutschland in den Hunsrück gekommen, ein paar kamen sogar extra aus Bayern, der Schweiz und Frankreich angereist. An den drei Tagen trafen sich bis zu 100 Leute. Vor Ort in Kommen ging es dann um den Ausbau des Bauwagens zum Tiny House. Einigen aus der Maker-Szene hatte es aber der Oldtimer Truck von Lars Rüddel angetan. Der alte 1940er Chevrolet Truck wurde an dem Wochenende quasi als Nebenprodukt wieder flott gemacht. Viele Handwerker und Handwerkerinnen haben auch eigene Ideen mitgebracht und eigene Projekte verfolgt und so gab es einen riesigen Austausch über Arbeitspraktiken, bei dem sich viele Leute kennengelernt und sich gegenseitig geholfen haben und tolle Freundschaften entstanden sind.
Meine Aufgabe war dabei vor allem die Koordination und Ausführung der anstehenden Arbeiten rund um das Tiny House. Mit anderen zusammen haben wir im Team die Wände des Bauwagens gedämmt, die Innenverkleidung aus Holz angebracht, den Boden vorbereitet und PROJECT FLOORS Designboden mit Dekor PW 4013 aus der SPC CORE COLLECTION verlegt. Gleichzeitig habe ich die Arbeiten an der Dachterrasse und dem mobilen Balkon koordiniert und die Verlegung der Elektrotechnik betreut.
Die Makersweek war ein Treffpunkt für interessante Menschen, die ihre Leidenschaft zum Machen mitgebracht haben. Wir haben tagsüber zusammengearbeitet und sind auch abends bei Lagerfeuer und Bier zusammenzukommen, um uns weiter auszutauschen und Spaß zu haben. Ein tolles Erlebnis. Mit dabei war auch ein Team des SWR Fernsehens, das mehrere Berichte gesendet hat. Entstanden ist dabei auch ein Portrait von Schreinermeister Lars Rüddel inklusive Makersweek https://www.ardmediathek.de/video/swr-portraet/der-maker-schreiner-zwischen-jung-und-alt/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE5MzM4MjM.
Vielen Dank, liebe Marylin, für deine interessanten Antworten und den Einblick in dein Berufsleben im Handwerk. Damit inspirierst du viele Leute, sich auch über einen Beruf im Handwerk zu informieren. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und Spaß.
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