Frauen-Power in der Architektur: Das Zeitalter der Architektinnen
Lange Zeit galt die Architekturbranche als männlich geprägt. Vermehrt mischen sich unter die Gestalter von zukunfts- und nachhaltigen Orten aber auch Architektinnen und verschaffen sich im Hinblick auf jegliche Planungsthemen Gehör. Warum ist das so wichtig? Eines der Zauberworte heißt Vielfalt.
Möglichst viele Interessen und unterschiedliche Bedürfnisse sollten die Basis für eine gute Stadtgestaltung bilden. Die Stadt der Zukunft braucht intelligente Lösungen, die im Hinblick auf schnelle Erreichbarkeit, einfache Wege und flexible Infrastrukturen effizient und gut durchdacht sind. Die Frau im Stadtbild und ihre Bewegung durch die Stadt ist ein zentrales Thema, das eben von Architektinnen anders betrachtet wird als von den männlichen Kollegen. Beide Perspektiven haben ihre Berechtigung und fließen bestenfalls bedürfnisgeprägt als harmonische Architektur zusammen. Umso wichtiger, dass Architektinnen heute und in Zukunft einen festen Platz in der Gestaltung haben. Die Architekturtheoretikerin Beatriz Colomnia fasst die derzeitige Situation wie folgt zusammen: „Frauen sind noch Gespenster der modernen Architektur, überall präsent, an Entscheidungen beteiligt, aber seltsamerweise dennoch unsichtbar.“
Vorbild Paris: Die weibliche 15-Minuten-Stadt
Ein derzeitiges Vorzeigeprojekt für die Architektur, die von Frauen bedürfnisgerecht entworfen wurde, ist das Projekt der „15-Minuten-Stadt“ in Paris – genehmigt und getragen von der Bürgermeisterin Anne Hidalgo. Konzipiert, um den heutigen Bedürfnissen von Frauen gerecht zu werden – gerade auch solchen, die den Spagat zwischen Beruf und Familie meistern. Gleiches gilt natürlich ebenso für Männer, die diesen Balanceakt bewältigen. Kurze Wege und Mischkonzepte bilden das Fundament – die wichtigsten Einrichtungen müssen in 15 Minuten fußläufig oder mit dem Fahrrad erreichbar sein. Wir haben Lena Schmidt, Mitinhaberin des Architekturbüros SMP Schmidt & Mengeringhausen Architekten GmbH gefragt, was sie von diesem Projekt hält und was sie sich für ihre Kolleginnen und sich zukünftig wünscht: „Die 15-Minuten-Stadt entspricht unseren heutigen Bedürfnissen an die moderne Stadt: Der Verkehr wird ökologischer gestaltet, Viertel mit vormaliger Mononutzung werden durch die Vermischung der Nutzungen neu belebt, kurze Wege sparen Zeit. Das erleichtert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Zuletzt hat uns ja auch Corona gezeigt, dass Strukturen dörflicher gedacht werden müssen. Ich wünsche mir die Bereitschaft von Kommunen, Investoren und Nutzern, dem neuen Leitbild der Quartiersbildung in der Stadt zu folgen. Es wird eine spannende und langfristige Aufgabe für ArchitektInnen sein, das Konzept in unseren bestehenden Städten zu implementieren.“
Vielfältige weibliche Fähigkeiten
Auch andere Aspekte spielen eine zentrale Rolle in der Gestaltung von weiblich geprägter Architektur, wie zum Beispiel das Thema Sicherheit. Entsprechend fließen bei Stadtplanerinnen vermehrt Lichtkonzepte ein, die Straßenlaternen, öffentliche Verkaufsstände an Bahnhofplätzen und andere Lösungen mitdenken, um mehr Sicherheit und ein gutes Gefühl zu vermitteln. All diese neuen Arten des Denkens und Umsetzens erfordern derzeit viel Forschung und das Verständnis für Bedürfnisse, Wahrnehmungen und Erfahrungen. Nur so lässt sich langfristig, geschlechterübergreifend und bedarfsorientiert für alle planen.
Hinsichtlich der derzeitigen europaweiten Auswertungen sprechen die Zahlen in der Architekturbranche allerdings noch für sich: Architektinnen machen 39 Prozent der Berufsgruppe aus, während die Architekten entsprechend auf 61 Prozent kommen. Auch der Verdienst lag 2018 im Durchschnitt rund 25 Prozent unter dem der männlichen Kollegen. Die Zukunft zeichnet aber ganz klar ein anderes, sehr vielfältigeres Bild. Da sind sich Architektinnen und auch Zukunftsforscher, wie Dr. Daniel Dettling, der im aktuellen Home-Report von Oona Horx-Strathern zu Wort kommt, sicher: „Frauen werden in der Post-Corona-Welt die Gewinnerinnen sein. Sie verfügen über gut trainierte Fähigkeiten wie Belastbarkeit, Anpassungsfähigkeit, Selbstorganisation und den guten Umgang mit Unsicherheit wie Komplexität.“ Dafür spricht auch der aktuelle Trend, der sich aus den oft zukunftsweisenden und architektonisch wertvollen skandinavischen Ländern jetzt schon abzeichnet. Kopenhagen hat mit Tina Saaby Madsen eine leitende Stadtarchitektin an Bord geholt, Hanna Harris ist Chefdesignerin von Helsinki und Schweden hat mit Helena Bjarnegard die erste Nationalarchitektin verpflichtet. So sieht Zukunft aus. Durchmischt und geprägt von Offenheit. Auch wir von PROJECT FLOORS wünschen uns eine vielfältige Architektur- und Designsprache und gemixte Teams, um gemeinsam wertvolle Orte und Räume zu gestalten.
Sie interessieren sich für die Frauen-Power in der Architektur? Hier zwei weiterführende, interessante Links zu Netzwerken, die gezielt zu dem Thema Visionärinnen bündeln:
n-ails – das Netzwerk für Architektinnen, Innenarchitektinnen, Ingenieurinnen, Landschaftsarchitektinnen und Stadtplanerinnen: www.n-ails.de
Women in Furniture – das Netzwerk für Frauen in der Home- & Living-Branche: www.womeninfurniture.de
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